Routine kehrt ein
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"Bein zeigen" war auch im September die Devise. (4. September 2004) |
Der September hat mir nochmals ausreichend Gelegenheit geboten, bei
meinen Ausflügen Bein zu zeigen. Lord Oslo ist zu meinem ständigen
Begleiter geworden. Und Beistand hatte ich auch mehr als nötig. Galt es
doch im September die ersten großen Herausforderungen meines noch so
jungen Lebens zu meistern. Ich sage an dieser Stelle nur: Schnupfen und
Salbeitee (mehr lest Ihr unter "Mein Körper"). Auch eine kleine Reise
gehörte wieder zu jenem Programm, das man mir von außen vorgibt - nicht,
dass das falsch verstanden wird: Ich habe daran bislang nichts
auszusetzen.
Neben dem Lachen habe ich weitere Kommunikationsmöglichkeiten
ausprobiert und für tauglich befunden. So begann ich etwa Mitte
September, abends ein Schwätzchen mit Mama und Papa zu halten.
Ihr seht: Es ging auch in diesem Monat mit Riesenschritten voran, viele
Dinge sind aber auch zur Routine geworden - wenn da nicht Schnupfen und
Salbeitee dazwischen gekommen wären.
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Mein Körper
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Es gibt Situationen, da fühle ich mich von Lord Oslo
bedroht. (4. September
2004) |
Viele Leute haben mich schon wegen meiner Haare bewundert. Sie finden
es toll, dass ich überhaupt welche habe. Tatsächlich kann man an einigen
Stellen von einer Art Haarschopf sprechen. Andere Stellen hingegen sind
ziemlich kahl - was ich aber stets zu verbergen versuche (Ein Tipp:
Schaut mich einmal von hinten an). Auf meiner Kopfhaut wachsen aber
leider nicht nur Haare, sondern auch dicke Schuppen. Mama und Papa haben
im September mit einer intensiven Behandlung begonnen und den Kopfgneis (komischer
Name) abgelöst. Mit den Schuppen haben sich aber auch immer wieder Haare
von mir verabschiedet. Schade eigentlich. Ich habe aber auch selbst Hand
angelegt. Nachdem ich erst meine Hände entdeckt hatte (zuerst habe ich
sie betrachtet wie etwas, das nicht zu mir gehört), habe ich auch rasch
das Greifen erlernt (da war mir klar geworden, dass die lustigen Dinger
mit fünf Stängeln dran doch Teile von mir sind). Bevorzugt habe ich
meine Haare gepackt und nicht mehr schnell genug losgelassen. Dieser
Kopfgneis hat mir vor allem im September stark zu schaffen gemacht.
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Barfuß strampelt es sich schon ganz gut - viel
besser ist aber, wenn ich noch weniger Kleider an meinem Leib habe. (11.
September
2004) |
Auch meine Zunge beherrsche ich langsam. Ich gebe erste komplexere Laute
von mir - wie zum Beispiel "erö". Insbesondere abends vor dem
Zubettgehen schätze ich noch eine gepflegte kleine Konversation.
Wenn ich nicht schlafe oder spreche, dann übe ich schon einmal Laufen -
allerdings natürlich noch immer in der Horizontalen. Je weniger ich
anhabe, umso heftiger strample ich. Meine Eltern haben manchmal das
Gefühl, dass ich einen Marathon absolviere. Wenn ich zusätzlich noch mit
meinen Armen rudere, könnte man meinen, dass ich schon die eine oder
andere andere Runde in einem nicht existierenden Swimming Pool
absolviere. In Wirklichkeit trainiere ich tatsächlich alles, was ich in
den kommenden Monaten gebrauchen kann.
Übrigens mein Pilz hat sich verflüchtigt. Meine Ärztin hat abschließend
gesagt, dass ein bisschen nackt herumliegen und das Bestreichen der
betroffenen Stellen mit Joghurt den Erfolg perfekt machen würden. Weil
das eines Tages in der Küche so entspannend war, habe ich direkt mein
großes Geschäft vor Ort verrichtet. Küchenpapier konnte das Schlimmste
verhindern.
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Menschen
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Anja therapiert mich und Louisa bespielt mich -
besser kann es kaum sein. (12. September
2004) |
Im September habe ich Menschen aus dem Taunus und vom Niederrhein
kennengelernt: Ich habe Anja, Klaus, Moritz und Louisa in Wehrheim
besucht und habe selbst Besuch von Judith und Christian aus Kalkar bekommen.
Die Tage im Taunus waren sehr spannend. Hier gibt's noch mehr Menschen
von meinem Format - sprich: Kinder. Sie sind zwar schon ein bisschen
größer als ich, aber ich finde sie interessant. Wir haben einen Ausflug
zum Drachensteigen gemacht. Mein Kinderwagen wurde durch den Wald über
Stock und Stein geschoben. Klaus kannte da kein Erbarmen und ich hüpfte
dabei auf und nieder. Moritz und Louisa haben ihren Drachen steigen
lassen - und ich musste ein bisschen auf Mamas Arm weinen, weil ich dann
doch aufgewacht war. Wieder zuhause angekommen, hat Anja sich um mich
gekümmert. Sie erteilte mir eine erste Gymnastikstunde. Wir übten das
Kopfdrehen und das Zunge heraus strecken. Ich habe sie zu meiner
persönlichen Physiotherapeutin ernannt. Sie hat nämlich festgestellt,
dass ich den Kopf hauptsächlich nach rechts drehe. Von diesem Moment an
trainierte Mama mit mir das Linksdrehen. Das vorläufige Ergebnis: Ein
paar Tage später drehte ich den Kopf dann zwar nach links - aber nicht
mehr nach rechts. |
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Kollegen
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Hier hat mich Mama übertölpelt - Lord Oslo ersetzt
die wohlige Armbeuge. (8. September
2004) |
Endlich hat Papa es geschafft, das geniale Mobile über meinem
Wickeltisch aufzuhängen. Wickeln fand ich ja schon immer ganz okay.
Allerdings mit den lustigen bunten Flatterlingen über mir macht es noch
viel mehr Spaß. Besonders hat es mir der orange Schmetterling angetan.
Saubere Windel unten, Bespaßung oben - Babyherz, was willst du mehr?!
Mama versucht übrigens regelmäßig, mich
zu foppen. Wenn ich auf ihrem Arm eingeschlafen bin, legt sie mich immer
in den Laufstall (der mittlerweile Park heißt). Ich wache dann aber
sofort wieder auf. Als Arm- und Kuschelersatz versucht sie nun, mir den
Lord Oslo in den Arm zu legen. Ich habe es glatt nicht gemerkt und habe
weitergepennt. Ich werde beim nächsten Versuch besser aufpassen.
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Spielen und Singen
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So eingepackt - und so schläfrig - geht es meistens zum Pekip-Kurs. (19. September
2004) |
Im September habe ich zum ersten Mal meinen ersten Kursus besucht. Er
heißt Pekip ("Prager Eltern Kind Programm" - komischer Name). Es geht
darum, sich zu bewegen, zu spielen und zu singen. Ich muss mich dann
immer ganz nackig ausziehen, denn das gehört zum Programm. Mama hält mir
dann beispielsweise eine Rassel in Ringform vor's Gesicht und bewegt sie
von rechts nach links. Ich soll ihr nachschauen, ignoriere das
Spielgerät aber häufig. Das Singen macht mir aber Spaß. Besonders das
Lied "Wo ist der Kopf...?" - dann werden Bauch, Arme, Beine, Rücken und
Po besungen und von Mama gestreichelt. Auch das Lied von der Schnecke
und vom Schmusebären mag ich. Und ich liebe es, mich im Raum umzusehen -
und das nackig.
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Schlafen
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Ich genieße es, im Park zu schlummern... (3.
September
2004) |
Hier ist Mama und Papa nichts Spezielles eingefallen. Wahrscheinlich haben sie verdrängt, dass ich sie gelegentlich um ihren Schlaf gebracht habe.
Teilweise findet Ihr auch unter "Mein Körper" Geschichten, die etwas mit dem Schlafen zu tun haben.
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...aber auch auf Papas Arm kann ich mich von den
Strapazen des Tages gut erholen. (21. September
2004) |
Eines kann ich aber ganz sicher sagen: Von Monat zu Monat - okay, so
viele Monate habe ich jetzt noch nicht erlebt - sinkt mein Bedürfnis
tagsüber zu schlafen. Dennoch tut das Schlafen auf dem Arm von Mama und
Papa oder auch im Park ganz gut. Noch will ich nicht darauf verzichten.
Damit biete ich meinen Eltern - vor allem Mama - die Möglichkeit,
sich einmal in Ruhe mit anderen Dingen zu beschäftigen. Außerdem tut
auch ihnen die eine oder andere Mütze Schlaf am Tag ganz gut.
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Essen
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Manchmal darf ich mit den Tüten vom Bäcker spielen,
wenn Mama und Papa Croissants und Brötchen aufgegessen haben. (25.
September
2004) |
Wie schon unter "Mein Körper" berichtet, bekam ich einen Schnupfen
und konnte nicht mehr durch die Nase atmen. Das war natürlich ein echter
Nachteil beim Trinken. Ich musste immer wieder absetzen und nach Luft
schnappen. Und als es mir dann wieder etwas besser ging, hat Mama einen
echten "faux pas" begangen - sie drehte mir den Milchhahn zu. Eines Morgens
hatte sie Halsweh und die Sorge, dass sie sich erkältet. Darum hat sie sich
gleich mal eine Kanne Salbeitee gekocht. Super, und ab dem gleichen
Nachmittag bekam ich nur noch eine Notbefütterung. Mama wusste nicht, dass
Salbei milchreduzierend wirkt. Sie hat sich nur gewundert, warum ich in der
Nacht alle zwei Stunden wach wurde, geweint habe und meinen Fischmund
zeigte. Zum Glück kennen Mama und Papa mich aber - sie wissen, dass ich
keine Piense bin und nicht grundlos weine. Ich hatte einfach schon wieder
Hunger. Nachdem Mama ziemlich intensiv darüber nachgedacht hat, was sie
gegessen und getrunken hat, fiel ihr ein, dass sie mal irgendwas über
Salbeitee und Stillen gelesen hatte. Sie fand den Artikel wieder und
erkannte mit Entsetzen, dass sie mich mit ihrer gut gemeinten
Anti-Erkältungsaktion auf Diät gesetzt hat. Ein Anruf bei der Hebamme ergab,
dass es drei Tage dauern kann, bis die Milchmenge wieder meinen Ansprüchen
genügt. So war es denn auch. Puh. Ich hab's nicht leicht. |
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Ausflüge
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Oh nein, wie peinlich, ein Bild mit den beiden
Alten....(5. September 2004) |
Außer der Reise in den Taunus habe ich auch wieder einen kleineren
Ausflug in die Düsseldorfer Innenstadt unternommen. Auf der Hohe Straße
war Straßenfest - natürlich eine ideale Gelegenheit, um dort mit dem
Kinderwagen aufzukreuzen. Nachdem Mama und Papa mich einmal durch die
Straße gefahren hatten, wollten sie am Rheinufer einkehren und sich ein
Eis genehmigen. Kaum stand selbiges auf dem Tisch, wollte ich aber nicht
mehr und wurde laut. Ich war aber nicht nur in der Stadt und im
hessischen Bergland unterwegs - nein, auch in NRW habe ich zum ersten
Mal etwas Wald gesehen. Wir waren nämlich in Gruiten und sind entlang
der Düssel spazieren gegangen. Meine Eltern wollten ein Bild von uns
dreien machen - ich fand das ziemlich doof.
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Opa Lippok hat ein Händchen für kleine Kerle wie
mich. (11. September 2004) |
Ansonsten macht Mama alleine einige Ausflüge - jeden Dienstag geht sie nun zur
Gymnastik und Papa und ich haben Männerabend. Einmal war sie auch mit
ihren Kollegen bei ihrem obersten Chef eingeladen. An diesem Abend
wollte ich dann nicht aus dem vorbereiteten Fläschchen trinken - sie
musste nach Hause kommen. Dort bestand sie aber darauf, dass ich
trotzdem erst das Fläschchen leer trinke. Naja, der Hunger treibt's rein
und irgendwie habe ich dann doch nicht mehr richtig aufgepasst.
Weil meine Eltern zu den rastlosen Gesellen gehören, waren wir auch
wieder einige Male mit dem Auto auf großer Tour. Unter anderem haben wir
auch Oma und Opa Lippok einen Besuch abgestattet. Dort ist immer einiges
los, da mein Papa ja auch noch zwei Geschwister hat. Wir treffen dann
immer alle bei Oma und Opa. Im Prinzip läuft das in Mamas Familie aber
genauso ab. Ist also schon irgendwie ein alter Hut für mich.
Entsprechend bin ich mittlerweile bei solchen Gelegenheiten noch entspannter als am
Anfang meines Lebens. |
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