Mein erstes Grinsen

Wenn es so richtig warm war, dann durfte ich auch mal etwas Kurzärmliges anziehen. (6. August 2004)

Der August war mein erster heißer Monat. Da konnte ich so richtig spüren, was es bedeutet, im Sommer geboren zu sein. Wir waren häufig draußen - aber erst am Abend. Wenn es in meiner Kinderwagentasche feucht wurde, dann hatte das ausnahmsweise nichts damit zu tun, dass ich mich wieder einmal als Kunstpinkler bewiesen habe - nein, es war purer Schweiß.
Geschwitzt haben auch andere. Bei den Olympischen Spielen in Athen ging es zwei Wochen lang so richtig zur Sache - auch schon ganz früh morgens. Und da Papa nochmal ein paar Tage frei hatte, schauten wir zwei die Übertragung aus Griechenland im Fernsehen an. Mama hat die Zeit sinnvoll genutzt und noch ein Mütze Schlaf genommen. Schließlich hat sie in der Nacht ihre sportlichen Höchstleistungen vollbracht.
Meine Lieblingsdisziplin ist das Kratzen. Dabei helfen mir die auch ohne Merz Spezial Dragees hart gewordenen Fingernägel. Hauptleidtragende ist wieder einmal Mama. Ihr Dekolleté bietet eine gute Angriffsfläche. Die Spuren meiner Aktionen sind unübersehbar. Allerdings sind die Zeiten, in denen Mama ihr Abendkleid überstreifte nun ja sowieso erstmal vorbei.
Papa hat es nicht leicht, einen Grinser von mir mit der Kamera festzuhalten - hier bin ich gerade kurz vor oder kurz nach dem Lachen - auf dem neuen Sofa von Manfred und Elsa. (28. August 2004)
Ich bin aber nicht nur ein kleiner Rabauke - ich habe auch meine charmanten Seiten. Seit dem 2. August lächle ich meine Umwelt gelegentlich mit voller Absicht an. Meine erstes echtes Grinsen huschte mir bei der Nahrungsaufnahme über das Gesicht. Es ist nur fair, dass die Mama mit der permanent geöffneten Milchbar als erste für ihren unermüdlichen Einsatz belohnt wurde. Um keine Eifersüchteleien aufkommen zu lassen, habe ich auch dem Papa ein Lachen geschenkt. Schließlich gibt er sich beim Wickeln immer alle Mühe, um mich bei Laune zu halten.
Alles in allem bin ich glücklich, dass es mich gibt. Und es freut mich immer, wenn das andere Menschen über mich behaupten. Mein erster voller Kalendermonat war total aufregend und ereignisreich - so kann es weitergehen.

Mein Körper

Mein erstes Bad im Badeeimer - bei der Hitze tut das richtig gut. (9. August 2004)

Ich bin schon ganz schön groß geworden. Die ersten Bodys und Strampler wurden schon wieder aussortiert - sie sind zu klein für mich. Auch die Erstlingsmützen müssen vor meinem Kopfumfang kapitulieren. Die kecke blaue Schirmmütze ist leider auch schon aus dem Rennen - aber Mama hat gleichwertigen Ersatz gefunden.
Apropos Kopf: Dort bilden sich so langsam immer mehr Schuppen. Da ich noch kein Head & Shoulders benutzen darf, gießt Mama mir regelmäßig das gute Olivenöl aus Nizza auf mein Haupt. Sie erklärt dazu: Die Sieger bei den Olympischen Spielen bekommen einen Olivenzweig auf den Kopf gesetzt - ich als Held von Oberbilk hätte da mindestens Olivenöl verdient. Papa findet das nicht immer so richtig toll. Manchmal sagt er, dass ich  ranzig rieche.
Seit dem 30. August gibt es eine Lösung für die geschundenen Körper meiner Bezugspersonen: Man schneidet mir - ganz perfide während ich schlafe - die Fingernägel. Zuerst hieß es noch, dass über Monate hinweg das Schneiden der Fingernägel von Babies nicht zulässig sei. Doch die Kinderärztin hat Mama mit anderen Infos versorgt: Nach sechs Wochen könnte es schon los gehen. Erst recht, wenn der kleine Racker über gehärtetes Fingernagelmaterial verfügt. Von diesem Tag an werde ich regelmäßig manikürt.
Bei meiner Ärztin, der Frau Gelmann, fühle ich mich mittlerweile auch ganz wohl. (13. August 2004)
Jetzt kommt die Geschichte vom Kirschkernkissen: Nachdem ich zweimal morgens ganz kläglich im Schlaf geweint habe - und auch nicht zum Beruhigen geschweige denn zum Aufwachen zu bewegen war -, vermuteten Mama und Papa, dass ich Blähungen haben könnte. So hat Mama eines Morgens schnell das Kirschkernkissen in den Ofen geworfen, um zu testen, ob es etwas hilft. Sie legt mich dann auf dem Bauch in ihr Bett (immer noch in meiner Lieblingshaltung, die Beine unter den Bauch gezogen). Woraufhin ich schließlich aufhöre zu weinen. Als das Kissen nach einer Viertelstunde aufgewärmt ist, schlafe ich tief und fest. Mama hat keine Chance, mir das Kissen unterzujubeln. Zudem wäre es auch sinnlos gewesen - ich hatte mit dem Weinen ja schon aufgehört. Mama hat sich das Kissen dann selbst auf den Bauch gelegt und fand es ganz gut. Mama und Papa glauben, dass ich insgesamt keine schlimmen Koliken habe, ich kann es ihnen leider nicht sagen.
Eines schönen Tages bemerkte Mama einen roten Fleck auf meinem kleinen Pimmel - das bedeutete nichts Gutes, dachte sie. Und tatsächlich: Jetzt war ich gerade einmal  wenige Wochen alt und schon hatte ich eine kleine Champignon-Zucht an meinem Körper. Das war für alle Beteiligten sehr unangenehm. Es war klar, dass diese Geschichte ziemlich langwierig werden sollte. Als der Befall akut war, hatte ich das Bedürfnis gelegentlich laut, ja sogar schrill zu schreien. Wahrscheinlich hab ich mir in diesen Momenten die Windel vollgepinkelt. Pipi auf Pilz - das bedeutet, dass es juckt und brennt.
So sieht es aus, wenn Mama und Papa mich im Waschbecken säubern. (12. August 2004)
Noch eine Geschichte zum Thema Pipi machen: Nach einem ziemlich heißen Tag wollen Mama und Papa mich noch mal schnell im Waschbecken abwaschen, weil ich so verklebt bin. Zwar hatte ich gerade Pipi gemacht - doch ich muss nochmal dringend. Mama bringt mich ins Bad - aber was macht sie? Sie bleibt in der Tür stehen und geht nicht weiter - ich muss doch zur Toilette! Ich kann's nicht mehr halten. Habe Mama, sowie den Fußboden im Badezimmer und im Flur vollgepinkelt. Alle haben gelacht. Ich war entsetzt - mein erster Gang zur Toilette, ein völliger Reinfall!
Auch Papa war schon einmal mein Pipi-Opfer. Am 13. August geht es wieder zur Ärztin auf den Prüfstand - die so genannte U3 steht an. Ich bestehe alle Tests: Lasse mich an den Händen hochziehen in den Sitz, laufe auf dem Tisch und hebe auf dem Bauch liegend mein Köpfchen. Die Hüfte ist laut Ultraschall in Ordnung. Da kann ich ja jetzt entspannen - auf dem Rückweg in das Behandlungszimmer habe ich daraufhin ganz entspannt den Papa angepinkelt. Sein oranges T-Shirt sieht danach aus wie gebatikt.

Menschen

Großonkel Bernd kennt sich gut mit jungen Leuten aus - er ist Lehrer habe ich mir sagen lassen. (28. August 2004)

Auch im August habe ich viele Freundschaften geschlossen. Ich habe sogar erstmals Leute kennen gelernt, die ein völlig fremde Sprache sprechen: Marie-Odile, Philippe und Elise sind extra aus Nizza angereist, um mich kennen zu lernen. Auch der Peter - ein Freund von Papa - und seine Freundin Regine haben mich besucht. Zudem habe ich einen Ausflug zu meiner Ur-Oma gemacht (mehr dazu unter "Ausflüge"). In Stein habe ich noch mehr Verwandte zum ersten Mal gesehen: Monika, Manfred, Martina, Bernd, Petra und Michael. Da habe ich zum ersten Mal erfahren, was es mit dem Begriff Geselligkeit auf sich hat - die haben nämlich alle zusammen gegrillt. Leider ist für mich mal wieder nichts dabei abgefallen - da muss ich noch einige Monate warten. Da ich sowieso nichts zu Essen vom Rost bekommen habe, habe ich einen Großteil der Party verschlafen.
Zudem habe ich meine beiden Cousins aus Bickenbach kennen gelernt. Heiko und Kai sind auch richtige Verwandte von mir - und das beste ist: Ich kann mich jetzt auch Cousin nennen.
Außerdem habe ich Jan, den Sohn von Mamas Kollegin Nicole zum ersten Mal gesehen. Er ist zwei Monate älter als ich - und damit auch viel reicher an Lebenserfahrung. Ich habe die Gelegenheit genutzt und mich direkt mit in seinen Laufstall gelegt (mehr dazu unter "Kollegen"). Dort konnte ich sehen, welches Spielzeug mich in den kommenden Wochen erwarten sollte. 

 

Kollegen

Auch mein Freund Jan hat eine Menge Kollegen. Einige von ihnen haben mich schwer beeindruckt - zum Beispiel die fliegenden Bären. (26. August 2004)

Seit Mitte August lebe ich unter anderem in einem Laufstall mit höhenverstellbarem Boden. Damit ich mich dort nicht allzu alleine fühle, wenn meine Bezugspersonen einmal durch die Wohnung fegen, leisten mit ein paar Kollegen Gesellschaft. Sie sind aus Stoff und sehen aus wie Tiere. Da gibt es den Lord Oslo, ein Nuckeltuch mit Elchkopf. Er ist am 26. August bei mir angekommen und soll zu meinem ständigen Begleiter werden. Auf jeden Fall legen Mama und Papa ihn immer zu mir in die Kinderwagentasche. Um meine Freundschaft zu erringen, muss er allerdings noch seine Qualitäten unter Beweis stellen - ein knisterndes Geweih alleine reicht da bei Weitem nicht aus. Auch eine riesige Maus sitzt stets in einer Ecke und passt auf mich auf - zumindest soll sie das glauben. Tatsächlich lasse ich sie nicht aus den Augen. Außerdem gibt es noch einen Teddy, ein Schäfchen und eine kleine Ente.

 

Schlafen

Gemütlich und praktisch - der Schlummer an der Milchbar. (10. August 2004)

Mit dem Schlafen ist das immer noch so eine Sache: Den Großteil des Tages verbringe ich noch mit Schlummern. Allerdings wird das schon weniger, da mich immer mehr Dinge interessieren. Und wenn irgendetwas total spannend ist, dann sehe ich gar nicht ein, die Augen zu schließen. Nur abends leiste ich selten Widerstand - und schlafe sogar manchmal selbstständig in meinem Bett ein. Es ist eben jeder Tag anders: Manchmal brauche ich den Körperkontakt zu meinen Bezugspersonen. Dann kuschle ich mich in die Armbeuge von Mama oder Papa. Gelegentlich schlafe ich tagsüber in ihren Armen ein. Aus Solidarität schlafen sie oft einfach mit. Einen Schnuller brauche ich übrigens (noch) nicht zum Einschlafen. Es gibt aber Situationen, in denen er ganz hilfreich ist. Diese Erfahrung habe ich erstmals am 14. August gemacht. Irgendwie war ich schon nach dem Frühstück total aufgekratzt. Zur Beruhigung wurde mir der Schnuller gereicht - und ich konnte noch einmal in das Reich der Träume entfleuchen.  
Kopf nach unten - eine beliebte Schlafposition. (16. August 2004)
Mama und Papa sagen, ich würde zu Beginn der Nachtruhe klingen wie ein Rennwagen. Sie sagen, dass ich brumme und quietsche wie bei einer schnellen Kurvenfahrt. Außerdem röchle und stöhne ich wie ein kaputter Auspuff und ein defekter Anlasser zusammen. Aber solange ich gut in Fahrt bin, wache ich auch nicht auf.
Mein persönlicher Rekord im August: Von 21.30 Uhr bis 4.15 Uhr habe ich durchgehalten, bevor der Hunger in mir wieder stärker war als die Müdigkeit. Es soll Fälle geben, dass so kleine Leute wie ich schon durchschlafen. Das sehe ich aber nicht ein. Wenn ich etwas zu Essen will, dann melde ich mich eben. Schließlich wurde angekündigt, dass die Milchbar rund um die Uhr geöffnet sei.

 

Essen

Ich habe fertig - Nach dem Essen werde ich immer so schläfrig. (5. August 2004)

Langsam aber sicher werden die Portionen, die ich über den Tag verteilt vertilge, etwas üppiger. Das ist dann manchmal ziemlich anstrengend, so dass ich schnell schläfrig werde. Anfang des Monats habe ich meine Mitbewohner noch mit einigen Speiattacken geschockt - das waren allerdings echt nur Einzelfälle. Seitdem wird besonders darauf geachtet, dass ich ein ordentliches Bäuerchen mache. Auch nachts - obwohl ich nur ans Schlafen denken kann. Ich bin mir sicher, dass sie mir später das Bäuerchen machen wieder verbieten werden.
Mittlerweile werden Mama und ich auch flexibler. Als der Besuch aus Frankreich da war, mussten wir ihm natürlich etwas bieten. Da unser Ausflug nach Kaiserswerth ein bisschen länger gedauert hat, wurde ich unterwegs gefüttert.
Aus der Flasche könnte ich nun auch die gute Muttermilch zu mir nehmen. Da Mama einmal die Woche auf eigene kappe unterwegs ist - Rückbildungsgymnastik heißt das wohl - steht immer ein Fläschchen für den Notfall im Kühlschrank. Im August habe ich davon allerdings noch keinen Gebrauch gemacht.

 

Ausflüge

Auf dem Weg in die Stadt - zum Einschlafen aufregend. (7. August 2004)

Langsam erkunde ich die Welt außerhalb unserer Wohnung. Am 7. August bin ich das erste Mal Straßenbahn gefahren. Mama und Papa wollten in die Stadt, um mir einige Sommerklamotten zu besorgen. Das war sehr aufregend - ich hab die ganze fahrt über geschlafen. Erst als Mama sich bei H & M wieder einmal nicht entscheiden konnte, ist es mir zu bunt geworden. In Wirklichkeit war es mir zu heiß. Ich wollte irgendwann nur noch raus aus dem Laden. Doch selbst als wir draußen waren, habe ich weiter geschrieen - auch außerhalb des Ladens war es recht warm. Irgendwie war dieser erste Ausflug in die Stadt für alle Beteiligten am Ende doch sehr anstrengend.
Mein nächster Trip führte mich zum Flughafen in Düsseldorf. Ich bin aber nicht weggeflogen. Vielmehr war ich mit Maxi Cosi und Maxi Taxi unterwegs. Oli und Imke kehrten von
Kleiner Marc auf großem Flughafen. (14. August 2004)
Mallorca zurück. Wir haben sie abgeholt. Am Flughafen hat es mit nur mäßig gefallen. Papa musste mich in der Gegend herum schieben, um meine Neugierde zu befriedigen. Viel zu sehen gab es tatsächlich, nur war mir das alles etwas zu viel: viele Menschen, viel Lärm, viel Warten.
Richtig interessant wurde es dann zwei Wochen später. An einem Wochenende habe ich gut 1000 Kilometer zurückgelegt - allerdings nicht im Kinderwagen, sonder im Auto. Also im Auto kann ich in der Regel hervorragend schlafen. Am Freitag sind wir bis Bickenbach gefahren und haben dort Manfred, Elsa, Heiko und Kai besucht (siehe auch "Menschen"). Oma und Opa Lippok haben wir bei der Gelegenheit auch noch besucht. Am Samstag ging es dann nach Stein bei Nürnberg weiter. Dort fand die bereits beschriebene Grillfete statt. Monika hatte ganze Arbeit geleistet und leckere Sachen für alle Großen zubereitet. Weil sie immer für alle herumflitzen musste, konnten wir uns gar nicht so lange
Mittagspause mit Picknick in Lohr am Main. (29. August 2004)
miteinander beschäftigen. Das holen wir aber sicher nach. Auf dem Weg zu Oma und Großvater Pöschko überkam mich dann doch einmal der Hunger - und so war ein Zwischenstopp fällig. Ich konnte den Schoppen nicht unter freiem Himmel zu mir nehmen, da so viele gefährliche Wespen unterwegs waren. Also habe ich im Auto gepicknickt. Auch auf der Rückfahrt nach Düsseldorf am Sonntagabend wurde ein Boxenstopp für mich eingelegt. Das war zwar eine tolles Wochenende - aber es war auch sehr anstrengend. Wir waren froh, als wir wieder unsere angestammten Betten belagern durften.