Wie alles anfing
Eigentlich war mein Interesse, die Welt ausgerechnet am 5. oder 6.
Juli erstmals live und außerhalb des Bauches zu erleben, begrenzt. Noch
fühlte ich mich wunderbar im Schoß meiner Mama. Doch dann kam alles anders wie
ich es mir vorgestellt hatte. Die wilde Hatz ging
bereits gegen 3.30 Uhr am Montagmorgen (5. Juli) los. Und das Ganze nur,
weil ich mich einmal etwas heftiger bewegen musste. Schließlich war es
für einen Kerl meines Kalibers schon gehörig eng in der Gebärmutter. Da
das Köfferchen von Mama schon gepackt war, dauerte es nach der Aussage "Ich
glaube, wir müssen jetzt los" keine halbe Stunde, bis wir im Auto saßen und in
Richtung Klinik Düsseldorf-Benrath unterwegs waren.
Ein Anmerkung noch: Ich bin froh, dass ich nicht am 4. Juli auf die Welt gekommen bin. Möglicherweise würde ich nun Otto heißen (das hat Papa hoffentlich nur aus Scherz gesagt). Mit "Marc Yannick" bin ich mehr als zufrieden. |
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Mein KörperHinlänglich bekannt dürften meine Geburtskoordinaten sein. Aber ich
sehe mich hier auch als eine Art Chronist und komme entsprechend der
zugehörigen Pflicht nach. Hebamme Luzie hat im Beisein von Papa
festgestellt, dass ich bei der Geburt 52 Zentimeter lang und 3340 Gramm
schwer gewesen bin. Das mit der Körperlänge ist nicht immer ganz genau
bestimmbar. Kurz nach der Geburt haben Säuglinge wie ich andere Probleme
als uns gestreckt hinzulegen, um dann Maß von uns nehmen zu lassen.
Luzie hat aber ihr Bestes gegeben - Papa kann das bestätigen.
Zum Thema Körper gehört auch die Körperpflege. Da gibt es glücklicherweise nicht sehr viel zu tun. Baden ist sowieso verboten - zumindest so lange der Nabel noch nicht abgefallen ist. Aber auch das habe ich zeitgerecht hinter mich gebracht. Trotzdem war es mit dem Baden im Juli noch nichts. Wir stinken eben nicht so wie die Großen. Auch die Fingernägel müssen nicht geschnitten werden - sie stoßen sich ab, heißt es. In Wirklichkeit kratze ich damit einfach immer auf Mama und Papa herum. Irgendwann schrappen die vermeintlich weichen Nägel über ein T-Shirt oder einen anderen Stück Stoff - und dann trennen sie sich tatsächlich ab. Bis dahin müssen die zwei Bezugspersonen eben etwas leiden.
Für alle Erwachsenen ist es erstaunlich, dass wir Babies bei der Geburt schon über alle Bestandteile eines kompletten Menschen verfügen. Oft hören wir dann: "Es ist schon alles dran, Wahnsinn." oder "Die Füße sind so klein." Klar, ist alles an uns klein, schließlich müssen wir ja auch in irgendeiner Form in den Bauch der Mutter reinpassen - ich möchte die Frauen bei der Geburt erleben, wenn die Nachkommen mit Schuhgröße 42 auf die Welt kommen würden. So ist es eben nur Schuh- oder besser Strumpfgröße 12. |
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Menschen
Als Baby ist man totaler Egoist, vielleicht sogar auch Egozentriker.
Dennoch spielen andere Menschen in meinem Leben schon jetzt eine große
Rolle. Es heißt, ein Baby suche sich sich zwei bis drei wichtige
Bezugspersonen. Es können also auch einmal mehr als nur Mama und Papa
sein. So ist es auch bei mir im Juli 2004 gewesen. Meine Hebamme heißt
Sandra Pankalla, ist total nett und für mich ganz klar eine
Vertrauensperson gewesen. Diese Hebammen können einfach von Berufs wegen
hervorragend mit kleinen Rackern wie mir umgehen. Das gilt auch für
Sandra. Sie war anfangs häufiger da und dann immer seltener. Dennoch
habe ich die Zeit mit ihr genossen. Und ich habe das Gefühl, dass sie
gern meine Hebamme war. Meinen Eltern stand sie stets mit Rat und Tat
zur Seite. Das hat ihnen gut getan. Wie gesagt: Sie war meine dritte
Bezugsperson.
Insgesamt sollen aber auch Mama und Papa in diesem Zusammenhang nicht zu kurz kommen. Papa sagt ganz oft, dass wir jetzt für viele Jahre zusammen leben werden und uns deshalb gut vertragen müssen. In den ersten Wochen war das für mich noch kein Problem - ich denke, dass auch meine Mitbewohner gut mit mir klar kommen. |
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Mimik
So kleine Menschen wie ich haben schon eine ganze Menge auf dem
Kasten - auch wenn es uns auf Anhieb keiner so recht ansieht. Besondere
Begeisterung lösen wir mit unseren mimischen Darbietungen aus.
Mundwinkel rauf, Mundwinkel runter, Mund auf, Zunge raus - da ist
wahrlich einiges möglich. Einen ganz besonderen Trick haben wir auf
Lager, um uns die Liebe der Bezugspersonen zu erschleichen. Fachleute
sprechen da vom Engelslächeln. Auch ich bin da ein großer Spezialist.
Meist huscht mir das Lächeln beim Einschlafen oder auch während des
Schlafens über die Lippen. In Wirklichkeit trainiere ich aber nur die
entsprechenden Gesichtsmuskeln, um später richtig lachen zu können - und
zwar dann mit voller Absicht. Bis dahin können die Erwachsenen gerne
denken, dass sie mit dem Engelslächeln angesprochen werden. So lange ich
gut behandelt werde. |
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Schlafen
Ganz kleine Babies schlafen viel - das weiß jeder. Allerdings werden
wir in den ersten Lebenswochen schon von Tag zu Tag munterer. Das ist
bei mir genauso. Ehrlich gesagt ist das aber auch abhängig von der
Tagesform. So einen richtigen Rhythmus habe ich im Juli noch nicht
gefunden - zum Leidwesen meiner beiden erwachsenen Mitbewohner. Der
Schlaf in der Nacht ist bekanntlich ganz wichtig. So ein bisschen habe
ich auch schon kapiert, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht
gibt. Entsprechend schlafe ich nachts auch tiefer und länger an einem
Stück - meistens. |
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Schreien
Auf meinen ersten Schrei mussten weder Eltern noch Ärzte oder Hebammen lange warten. Wie schon beschrieben: Den ersten Schrei des Lebens hören alle Beteiligten noch gern. Doch später verlieren Mama und Papa schon einmal die Geduld, wenn ich aus deren Sicht völlig ohne Grund schreie. Aber ich kann alle beruhigen: Ohne Grund wird nie geschrieen. Verschiedene Ursachen können mich dazu bringen, Stimmbänder und Lungen zu trainieren: Hunger, Schlafen wollen aber nicht können, Bauchschmerzen, helles Licht, große Hitze, falsche Tragepositionen. Insgesamt bin ich sehr wählerisch - und habe eine mächtige Waffe. Leider ist es eben gleichzeitig die einzige Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, zu kommunizieren. Besonders hart trifft es meine Mitbewohner, wenn ich nachts nach einer ausgiebigen Mahlzeit nicht mehr zur Ruhe komme und eine Stunde das gesamte Trage-Möglichkeiten-Repertoire der Beiden abrufe. Irgendwann bin ich meist dann doch zu müde, um noch weiter zu jammern und zu blöken. Ra-bäääähh, Ra-Bäääähh, Ra-Bäääähh oder Ennn-Näääähhh, Ennn-Näääähhh, Ennn-Näääähhh: So mache ich am liebsten. Allerdings kann ich auch zornige Töne darunter mischen. Die Kinderschwestern haben mich am zweiten Lebenstag zur Mama gebracht, weil ich voller Zorn das Neugeborenen-Zimmer zusammengebrüllt habe. Eines kann ich mit Sicherheit sagen: Diese Fähigkeit verlernen kleine Kinder wie ich nie. Es kommt auch vor, dass ich ganz heiser werde. Dann klinge ich wie ein Alter, der sich zu lange in einer verrauchten Kneipe aufgehalten hat und dabei den einen oder anderen Whiskey gekippt hat. Verschluckt habe ich mich auch schon beim Schreien. Da habe ich mich so erschreckt, dass ich gleich noch lauter brüllen musste. |
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Essen
Alle zwei bis vier Stunden ist es soweit: Dann muss die Milchbar von
Mama für ihren einzigen Stammgast öffnen. Man kann sich das als Großer
gar nicht vorstellen: Der Hunger erzeugt einen regelrechten Schmerz in
meinem kleinen Körper. Diesem Schmerz lass ich durch gediegenes
Kreischen freien Lauf. Das nervt zwar alle Beteiligten - dafür erreiche
ich so jedoch, dass die Stilll-Vorbereitungen rasch von Statten gehen.
Wenn ich dann zur Nahrungsaufnahme schreiten kann, ist wieder alles
okay. Mama meint ich würde auch eine gute Figur als Blutsauger abgeben -
was nichts anderes heißt, dass ich ein guter Esser bin. Und darüber
freuen sich alle Beteiligten. |
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Verdauen
"Super-Muttermilchstuhl": Sandra machte keinen Hehl daraus, dass sie
mit meiner Verdauung und natürlich mit der Milchproduktion von Mama mehr
als zufrieden war. Man kann sogar sagen: Sie war begeistert. Auch
Mama und Papa fanden es toll, dass die hinten ausgeschiedenen
Essensreste einen leichten Duft von frisch gebackenen Brötchen
verströmten. In Wirklichkeit ist das ein Trick von uns Neugeborenen. Das
Glücksgefühl der Eltern sorgt nämlich dafür, dass wir immer schon sauber
gemacht werden. |
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Ausflüge
Irgendwie war ja schon die Fahrt vom Krankenhaus in das rund zehn Kilometer entfernte Zuhause meiner Eltern, in das ich nun auch einziehen sollte, ein total aufregender Ausflug. Tatsächlich habe ich die ganze Fahrt über geschlafen. Im Maxi-Cosi habe ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt - hübsch eingepackt war ich zudem. So richtig warm waren die Temperaturen trotz meines Geburtstages mitten im Sommer nämlich nicht. Nach diesem Kurztrip war dann erstmal Eingewöhnen in meinen neuen vier Wänden angesagt. Dieser erste Trip, bei dem ich mir ein wenig den Wind um die Nase wehen ließ, war also am Samstag, den 10. Juli 2004. Schon am 14. Juli ging es dann wieder nach draußen. Es war erneut ein kühler Sommertag und ich durfte erstmals in dem Kinderwagen Platz nehmen. Ziel war die Kinderärztin. Bis dorthin war alles okay - ich habe geschlafen. Das Geschunkel im Wagen hat mir gut gefallen. Doch als ich in der Praxis aller Kleider beraubt wurde, ist mir ganz schön kalt geworden. Dann habe ich erstmal die Bude zusammen geschrieen. Die Ärztin
In den folgenden Tagen wurde es etwas wärmer und wir machten den einen oder anderen Ausflug in den Südpark und den Volksgarten - immer im Kinderwagen. Auch zum Einkaufen sind wir gelegentlich aufgebrochen. Zweimal dufte ich dazu auch wieder im Auto mitfahren - der Konsumneigung meiner Mitbewohner sei Dank. Das Gebrumme wirkt einschläfernd auf mich - wie wohl auf die meisten Kinder meines Alters. Alles in allem freue ich mich schon auf die kommenden Abenteuer außer Haus. Mama und Papa haben sicher schon die nächsten Pläne für Außer-Haus-Aktivitäten geschmiedet. |
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