Wie alles anfing

Hier war ich gerade einmal 12 Minuten Mamas Bauch entfleucht. (6. Juli 2004)

Eigentlich war mein Interesse, die Welt ausgerechnet am 5. oder 6. Juli erstmals live und außerhalb des Bauches zu erleben, begrenzt. Noch fühlte ich mich wunderbar im Schoß meiner Mama. Doch dann kam alles anders wie ich es mir vorgestellt hatte. Die wilde Hatz ging bereits gegen 3.30 Uhr am Montagmorgen (5. Juli) los. Und das Ganze nur, weil ich mich einmal etwas heftiger bewegen musste. Schließlich war es für einen Kerl meines Kalibers schon gehörig eng in der Gebärmutter. Da das Köfferchen von Mama schon gepackt war, dauerte es nach der Aussage "Ich glaube, wir müssen jetzt los" keine halbe Stunde, bis wir im Auto saßen und in Richtung Klinik Düsseldorf-Benrath unterwegs waren.
Dort angekommen wurde das ganze Programm abgespult - man kann es wohl als aufregend und auch nervig zugleich bezeichnen, was in einer solchen Klinik alles passiert, wenn es um die Ankunft eines neuen Erdenbürgers geht. Aber ehrlich gesagt: Ich möchte gar nicht ins Detail gehen. Meine Rolle war insgesamt doch relativ passiv. Mama und Papa wissen da sicher mehr Geschichten von den entscheidenden Stunden zu berichten. Es war sicher eine anstrengende Geschichte für die Beiden. Schließlich kam ich ja erst am Dienstag (6. Juli) um 4.27 Uhr zur Welt. Hebamme Gabi dachte, ich würde noch den 5. Juli in meine Geburtsurkunde eingetragen bekommen - doch sie hat sich geirrt. So lag es dann in den Händen von Hebamme Luzie, mich ans Tages- oder besser Nachtlicht zu befördern. Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei von Frau Dr. Klose und Herrn Dr. Senger. Saubere Teamarbeit führte schließlich zu meinem ersten Schrei - und komischerweise waren da alle glücklich. Dabei habe ich wirklich mein bestes gegeben. Immerhin habe ich eine muckelig warme Gebärmutter gegen einen aus meiner Sicht riesigen Raum, der nicht gerade optimal temperiert war, getauscht.
Nach 70 Minuten habe ich die Welt schon mit anderen Augen gesehen. Was ich erkennen konnte, hat mir gefallen. (6. Juli 2004)
Wie gesagt: Ich hätte auch noch eine Weile im Bauch bleiben können. Doch als ich dann erstmal draußen war, gefiel es mir in dem Kreißsaal doch ganz gut. Ich war hellwach, durfte die erste Mahlzeit zu mir nehmen und dann bin ich auch in aller Ruhe eingeschlafen. Aufgewacht bin ich erst wieder auf Station, wo ich die meiste Zeit mit meiner Mama in einem Zimmer verbrachte. Dort konnten wir uns schon einmal ein bisschen aneinander gewöhnen. Papa war oft zu Besuch. Auch ihn habe ich schon recht gut wahrgenommen.
Ein Anmerkung noch: Ich bin froh, dass ich nicht am 4. Juli auf die Welt gekommen bin. Möglicherweise würde ich nun Otto heißen (das hat Papa hoffentlich nur aus Scherz gesagt). Mit "Marc Yannick" bin ich mehr als zufrieden.

Mein Körper

Hinlänglich bekannt dürften meine Geburtskoordinaten sein. Aber ich sehe mich hier auch als eine Art Chronist und komme entsprechend der zugehörigen Pflicht nach. Hebamme Luzie hat im Beisein von Papa festgestellt, dass ich bei der Geburt 52 Zentimeter lang und 3340 Gramm schwer gewesen bin. Das mit der Körperlänge ist nicht immer ganz genau bestimmbar. Kurz nach der Geburt haben Säuglinge wie ich andere Probleme als uns gestreckt hinzulegen, um dann Maß von uns nehmen zu lassen. Luzie hat aber ihr Bestes gegeben - Papa kann das bestätigen.
Hier sieht man schön die Mull-Handschuhe, an denen ich natürlich auch herumgezutzelt habe - das hat aber keinen rechten Spaß gemacht. (7. Juli 2004)
Ich war übrigens nicht ganz makellos beim Hinaustreten in die große weite Welt. Meine Hände haben mich schon im Mutterleib fasziniert. Und da ich über einen ausgeprägten Saugreflex verfüge und bereits immer verfügt habe, habe ich mir kurzerhand Wasser- und Blutblasen an meinen Handrücken gezüchtet. Deshalb musste ich auch die ersten drei Tage nach meiner Geburt schicke Mull-Handschuhe tragen. Aber keine Sorge: Bis auf kleine Narben ist innerhalb kürzester Zeit nichts von meinen pränatalen Verletzungen übrig geblieben.
Zum Thema Körper gehört auch die Körperpflege. Da gibt es glücklicherweise nicht sehr viel zu tun. Baden ist sowieso verboten - zumindest so lange der Nabel noch nicht abgefallen ist. Aber auch das habe ich zeitgerecht hinter mich gebracht. Trotzdem war es mit dem Baden im Juli noch nichts. Wir stinken eben nicht so wie die Großen. Auch die Fingernägel müssen nicht geschnitten werden - sie stoßen sich ab, heißt es. In Wirklichkeit kratze ich damit einfach immer auf Mama und Papa herum. Irgendwann schrappen die vermeintlich weichen Nägel über ein T-Shirt oder einen anderen Stück Stoff - und dann trennen sie sich tatsächlich ab. Bis dahin müssen die zwei Bezugspersonen eben etwas leiden.
Meine Füße, 2,5 Tage alt und völlig geruchlos. (8. Juli 2004)
Interesse an meinem Körper haben nicht nur meine Bezugspersonen - auch Kinderärzte interessieren sich brennend für mich und meine Konstitution. Zwei Untersuchungen haben Kinderärztinnen an mir im Krankenhaus vorgenommen - sie waren zufrieden mit dem Beobachteten. Meine Stamm-Kinderärztin, Frau Dr. Gelmann, haben wir auch schon einmal besucht - da war ich gerade einmal acht Tage alt. Das war der gleichzeitig der erste Ausflug mit dem Kinderwagen. Die Fahrt war angenehm. Im Behandlungszimmer war es aber so kalt, dass ich erstmal meine Stimmbänder trainieren musste. Ich war gar nicht mehr zu beruhigen. Vor lauter Schreck habe ich noch etwas Muttermilch-Stuhl auf der Bluse von Frau Doktor platziert. Aber diese Entgleisungen kleiner Patienten kennt sie sicher schon von einigen meiner Kollegen. Der Besuch bei einer anderen Kinderärztin verlief da schon ganz anders. In dieser Praxis war es so warm, dass ich gar nicht mehr aufwachen wollte. Selbst die Klingel, die sie geholt hat, um mich wach zu machen, hat versagt. Dabei sagte sie noch: "Damit haben ich bisher noch jedes Baby wach bekommen." Okay, ich bin eben nicht jeder. Übrigens waren auch diese zwei Damen mit mir und meinen Körperfunktionen zufrieden.
Für alle Erwachsenen ist es erstaunlich, dass wir Babies bei der Geburt schon über alle Bestandteile eines kompletten Menschen verfügen. Oft hören wir dann: "Es ist schon alles dran, Wahnsinn." oder "Die Füße sind so klein." Klar, ist alles an uns klein, schließlich müssen wir ja auch in irgendeiner Form in den Bauch der Mutter reinpassen - ich möchte die Frauen bei der Geburt erleben, wenn die Nachkommen mit Schuhgröße 42 auf die Welt kommen würden. So ist es eben nur Schuh- oder besser Strumpfgröße 12.

 

Menschen

Auf Papas Bauch gefällt es mir recht gut. Dort ist ein guter Ort zum Einschlafen (22. Juli 2004)

Als Baby ist man totaler Egoist, vielleicht sogar auch Egozentriker. Dennoch spielen andere Menschen in meinem Leben schon jetzt eine große Rolle. Es heißt, ein Baby suche sich sich zwei bis drei wichtige Bezugspersonen. Es können also auch einmal mehr als nur Mama und Papa sein. So ist es auch bei mir im Juli 2004 gewesen. Meine Hebamme heißt Sandra Pankalla, ist total nett und für mich ganz klar eine Vertrauensperson gewesen. Diese Hebammen können einfach von Berufs wegen hervorragend mit kleinen Rackern wie mir umgehen. Das gilt auch für Sandra. Sie war anfangs häufiger da und dann immer seltener. Dennoch habe ich die Zeit mit ihr genossen. Und ich habe das Gefühl, dass sie gern meine Hebamme war. Meinen Eltern stand sie stets mit Rat und Tat zur Seite. Das hat ihnen gut getan. Wie gesagt: Sie war meine dritte Bezugsperson.
Mama ist mir im Moment in jedem Fall noch um einiges wichtiger - gibt es doch bei ihr immer dieses leckere Getränk. (14. Juli 2004)
Darüber hinaus haben mich schon in den ersten Wochen eine Menge Leute besucht, die wohl später eine gewisse Bedeutung in meinem Leben haben dürften. Oma Pöschko, Oma und Opa Lippok, die Tanten Gabi, Imke und Elsa, die Onkel mit Namen Manfred, Oliver und Lorenz. Sogar eine Ur-Oma habe ich, auch sie war schon zu Besuch. Auch bei anderen Menschen dürfte ich schon einen guten ersten Eindruck hinterlassen haben. Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich so viele nette Menschen kenne gelernt habe. Ich freue mich auch auf jede weiter Begegnung mit ihnen und jeden weiteren Menschen, der mir über den Weg laufen wird.
Insgesamt sollen aber auch Mama und Papa in diesem Zusammenhang nicht zu kurz kommen. Papa sagt ganz oft, dass wir jetzt für viele Jahre zusammen leben werden und uns deshalb gut vertragen müssen. In den ersten Wochen war das für mich noch kein Problem - ich denke, dass auch meine Mitbewohner gut mit mir klar kommen.

 

Mimik

Na, wenn das mal keine ausdrucksstarke Oberlippe ist - und das bereits an meinem Geburtstag. (6. Juli 2004)

So kleine Menschen wie ich haben schon eine ganze Menge auf dem Kasten - auch wenn es uns auf Anhieb keiner so recht ansieht. Besondere Begeisterung lösen wir mit unseren mimischen Darbietungen aus. Mundwinkel rauf, Mundwinkel runter, Mund auf, Zunge raus - da ist wahrlich einiges möglich. Einen ganz besonderen Trick haben wir auf Lager, um uns die Liebe der Bezugspersonen zu erschleichen. Fachleute sprechen da vom Engelslächeln. Auch ich bin da ein großer Spezialist. Meist huscht mir das Lächeln beim Einschlafen oder auch während des Schlafens über die Lippen. In Wirklichkeit trainiere ich aber nur die entsprechenden Gesichtsmuskeln, um später richtig lachen zu können - und zwar dann mit voller Absicht. Bis dahin können die Erwachsenen gerne denken, dass sie mit dem Engelslächeln angesprochen werden. So lange ich gut behandelt werde.
Ach ja, ich verfüge über eine anatomische Eigenheit. Meine Oberlippe steht etwas über. Das ist bisher bei allen recht gut angekommen. Interessanterweise war schon auf einem sehr frühen Ultraschallbild genau diese wohl geformte Oberlippe zu erkennen. Damit konnte ich von Beginn an ganz besonders schöne Grimassen ziehen, wie die Illustration beweist. Außerdem hilft mir diese Lippenform unheimlich beim Saugen.

 

Schlafen

Wenn ich richtig müde bin, dann kann ich immer und überall schlafen. (13. Juli 2004)

Ganz kleine Babies schlafen viel - das weiß jeder. Allerdings werden wir in den ersten Lebenswochen schon von Tag zu Tag munterer. Das ist bei mir genauso. Ehrlich gesagt ist das aber auch abhängig von der Tagesform. So einen richtigen Rhythmus habe ich im Juli noch nicht gefunden - zum Leidwesen meiner beiden erwachsenen Mitbewohner. Der Schlaf in der Nacht ist bekanntlich ganz wichtig. So ein bisschen habe ich auch schon kapiert, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Entsprechend schlafe ich nachts auch tiefer und länger an einem Stück - meistens.
Ich kann ganz schön viele Dinge während des Schlafens machen. Vom Engelslächeln war ja schon die Rede. Ich kann aber auch Schreien ohne Aufzuwachen. Wenn das Schreien allerdings zu laut wird, weckt es mich schlicht und ergreifend auf - dann schreie ich eben im Wachzustand weiter. Dann kann ich auch geniale Geräusche während des Schlafens machen. Papa sagt manchmal ich würde wie ein Opa klingen. Meistens röchle und stöhne ich dann, weil mich irgendetwas bedrückt und quält. Sehr beliebt sind auch die Juchzer, wobei ich selbst nicht so genau weiß, warum sie mir entfahren. Im Lauf der Wochen hat die Häufigkeit dieser Laute jedoch etwas abgenommen. Natürlich kann ich während des Schlafens auch kleine und große Geschäfte erledigen. Wenn die Windel erst so richtig voll ist, dann schläft es sich um so besser.
Erstaunlicherweise kann ich in den unmöglichsten Körperhaltungen einschlummern. Der Körperkontakt zu meinen Bezugspersonen ist mir dabei meist ganz wichtig. Es kommt aber auch vor, dass man mich in wachem Zustand ins Bett oder die Tasche des Kinderwagens legt. Wenn ich so richtig müde bin, dann schlafe ich auch so ein - von ganz alleine.

 

Schreien

Das ist etwas, was Mama und Papa gar nicht so gerne sehen - dabei ist dies doch die einzige Möglichkeit, um zu zeigen, dass mir etwas nicht passt. (14. Juli 2004)

Auf meinen ersten Schrei mussten weder Eltern noch Ärzte oder Hebammen lange warten. Wie schon beschrieben: Den ersten Schrei des Lebens hören alle Beteiligten noch gern. Doch später verlieren Mama und Papa schon einmal die Geduld, wenn ich aus deren Sicht völlig ohne Grund schreie. Aber ich kann alle beruhigen: Ohne Grund wird nie geschrieen. Verschiedene Ursachen können mich dazu bringen, Stimmbänder und Lungen zu trainieren: Hunger, Schlafen wollen aber nicht können, Bauchschmerzen, helles Licht, große Hitze, falsche Tragepositionen. Insgesamt bin ich sehr wählerisch - und habe eine mächtige Waffe. Leider ist es eben gleichzeitig die einzige Möglichkeit, mich bemerkbar zu machen, zu kommunizieren. Besonders hart trifft es meine Mitbewohner, wenn ich nachts nach einer ausgiebigen Mahlzeit nicht mehr zur Ruhe komme und eine Stunde das gesamte Trage-Möglichkeiten-Repertoire der Beiden abrufe. Irgendwann bin ich meist dann doch zu müde, um noch weiter zu jammern und zu blöken. Ra-bäääähh, Ra-Bäääähh, Ra-Bäääähh oder Ennn-Näääähhh, Ennn-Näääähhh, Ennn-Näääähhh: So mache ich am liebsten. Allerdings kann ich auch zornige Töne darunter mischen. Die Kinderschwestern haben mich am zweiten Lebenstag zur Mama gebracht, weil ich voller Zorn das Neugeborenen-Zimmer zusammengebrüllt habe. Eines kann ich mit Sicherheit sagen: Diese Fähigkeit verlernen kleine Kinder wie ich nie. Es kommt auch vor, dass ich ganz heiser werde. Dann klinge ich wie ein Alter, der sich zu lange in einer verrauchten Kneipe aufgehalten hat und dabei den einen oder anderen Whiskey gekippt hat. Verschluckt habe ich mich auch schon beim Schreien. Da habe ich mich so erschreckt, dass ich gleich noch lauter brüllen musste.

 

Essen

Nach dem Essen bin ich manchmal ganz schön angeschlagen. Oft schlafe ich danach oder auch dabei einfach ein. (8. Juli 2004)

Alle zwei bis vier Stunden ist es soweit: Dann muss die Milchbar von Mama für ihren einzigen Stammgast öffnen. Man kann sich das als Großer gar nicht vorstellen: Der Hunger erzeugt einen regelrechten Schmerz in meinem kleinen Körper. Diesem Schmerz lass ich durch gediegenes Kreischen freien Lauf. Das nervt zwar alle Beteiligten - dafür erreiche ich so jedoch, dass die Stilll-Vorbereitungen rasch von Statten gehen. Wenn ich dann zur Nahrungsaufnahme schreiten kann, ist wieder alles okay. Mama meint ich würde auch eine gute Figur als Blutsauger abgeben - was nichts anderes heißt, dass ich ein guter Esser bin. Und darüber freuen sich alle Beteiligten.
Das Trinken macht mich oft ganz schön schlapp. Dann hänge ich wie links im Bild zu sehen in den Seilen. Es kommt auch vor, dass ich während der Nahrungsaufnahme einschlafe. Wenn ich richtig großen Durst verspüre, dann sauge ich schon ziemlich hektisch herum. Dabei schlucke ich viel Luft, Mit einem bisschen Glück geht diese dann mithilfe eines Bäuerchens vulgo Rülpsers problemlos aus meinem Magen heraus. Probleme bekomme ich, wenn sich die Luft auf den Weg durch meinen noch nicht so richtig gut ausgebildeten Darm macht. Dann kommt es zu Bauchweh - und das kann einem so kleinen Kerl wie mir schon ganz schön zusetzen. Unangenehm ist es auch, wenn ich ganze Mahlzeiten oben herum wieder ausscheide - aber davon mehr im nächsten Kapitel.

 

Verdauen

Auf dem Wickeltisch habe ich immer besonders viel Spaß. Manchmal schocke ich meine zwei Mitbewohner mit Überraschungsaktionen. (27. Juli 2004)

"Super-Muttermilchstuhl": Sandra machte keinen Hehl daraus, dass sie mit meiner Verdauung und natürlich mit der Milchproduktion von Mama mehr als zufrieden war. Man kann sogar sagen: Sie war begeistert. Auch Mama und Papa fanden es toll, dass die hinten ausgeschiedenen Essensreste einen leichten Duft von frisch gebackenen Brötchen verströmten. In Wirklichkeit ist das ein Trick von uns Neugeborenen. Das Glücksgefühl der Eltern sorgt nämlich dafür, dass wir immer schon sauber gemacht werden.
Nicht jede Aktion von mir wurde im ersten Monat meines Daseins gelobt. So war es aus meiner Sicht immer total entspannend, wenn ich von Kleidung und Windel befreit auf der Wickelkommode frank und frei in der Gegend herumpinkeln konnte. Hier war die ausgelöste Panik noch nicht ganz so groß. Anders sah das schon aus, als ich den tollen Muttermilchstuhl quer durchs Zimmer geschossen habe. Papa musste zweimal den Teppich reinigen. Man hat den Teppich dann kurzerhand in die andere Zimmerecke verlegt.
Größere Sorge bereite ich jedoch mit meinen Spuckattacken. Das eine oder andere Mal geht dabei eine ganz Mahlzeit oben raus. Am Anfang hatte ich da gar keine Probleme. Aber mit steigenden Temperaturen Ende Juli und umfangreicheren Mahlzeiten fing das Problem an. Allerdings sagen die meisten der zum Thema Befragten, dass das nicht weiter schlimm sei. Ich finde es unangenehm - und ich denke Mama und Papa sehen das genauso.

Ausflüge

Meistens bin ich ganz friedlich, wenn es auf große Fahrt geht. (28. Juli 2004)

Irgendwie war ja schon die Fahrt vom Krankenhaus in das rund zehn Kilometer entfernte Zuhause meiner Eltern, in das ich nun auch einziehen sollte, ein total aufregender Ausflug. Tatsächlich habe ich die ganze Fahrt über geschlafen. Im Maxi-Cosi habe ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt - hübsch eingepackt war ich zudem. So richtig warm waren die Temperaturen trotz meines Geburtstages mitten im Sommer nämlich nicht. Nach diesem Kurztrip war dann erstmal Eingewöhnen in meinen neuen vier Wänden angesagt. Dieser erste Trip, bei dem ich mir ein wenig den Wind um die Nase wehen ließ, war also am Samstag, den 10. Juli 2004. Schon am 14. Juli ging es dann wieder nach draußen. Es war erneut ein kühler Sommertag und ich durfte erstmals in dem Kinderwagen Platz nehmen. Ziel war die Kinderärztin. Bis dorthin war alles okay - ich habe geschlafen. Das Geschunkel im Wagen hat mir gut gefallen. Doch als ich in der Praxis aller Kleider beraubt wurde, ist mir ganz schön kalt geworden. Dann habe ich erstmal die Bude zusammen geschrieen. Die Ärztin
Viel kann man hier von mir nicht gerade sehen. Auf jeden Fall stand hier meine zweite Autofahrt des Lebens auf dem Plan. (21. Juli 2004)
wollte mich beruhigen - doch vor lauter Schreck habe ich ihr ein wenig Muttermilch-Stuhl kunstvoll auf der Bluse drapiert. So kann es eben gehen. Wahrscheinlich hat die Ärztin in ihrer Praxis einen Kleiderschrank mit Ersatzkleidung stehen. Zu wünschen wäre es ihr zumindest - dann ich bin sicher nicht der einzige Frischling, dem ein solches Missgeschick widerfährt.
In den folgenden Tagen wurde es etwas wärmer und wir machten den einen oder anderen Ausflug in den Südpark und den Volksgarten - immer im Kinderwagen. Auch zum Einkaufen sind wir gelegentlich aufgebrochen. Zweimal dufte ich dazu auch wieder im Auto mitfahren - der Konsumneigung meiner Mitbewohner sei Dank. Das Gebrumme wirkt einschläfernd auf mich - wie wohl auf die meisten Kinder meines Alters.
Alles in allem freue ich mich schon auf die kommenden Abenteuer außer Haus. Mama und Papa haben sicher schon die nächsten Pläne für Außer-Haus-Aktivitäten geschmiedet.